Entschleunigungen
Mir fiel in den letzten Tagen der Text „Entschleunigen“ – von Andrea Schwarz in die Hände. Er lässt hören von der „Lebensüberaktivität“. Vielleicht ist die Urlaubszeit, Ferienzeit und auch die momentane Pandemie eine Gelegenheit unser Leben zu entschleunigen.
Was ist los mit unserer Welt?
Was ist los mit unserer Zeit?
Immer mehr
immer besser
immer schneller
schneller
besser
mehr
lauter
hektischer
anstrengender
noch eine Idee
noch ein Termin
noch eine Aktivität
noch ein Plan
noch eine Veranstaltung
noch ein Gremium.
Wir legen uns krumm
sichern uns ab
amüsieren uns zu Tode.
Wir stopfen uns voll mit Bildern
und Eindrücken
und lärmen und hasten
und machen und tun
und strengen uns noch mehr -
und doch ändert sich nichts –
also noch mehr machen
noch besser
noch schneller
noch mehr?
Noch mehr von demselben!?
Das scheint nicht der Weg zu sein,
der unsere Sehnsucht stillt
ganz im Gegenteil
ein dumpfer Verdacht beschleicht mich:
Könnte es sein,
dass wir das Eigentliche verloren
vergessen
verdrängt haben -
dass wir unsere Wurzeln abgeschnitten
unseren Grund verlassen
die Quellen zugeschüttet haben?
Könnte es sein
dass wir gerade deshalb so viel tun?
Könnte es sein,
dass wir die Fragen nicht mehr aushalten
und deshalb dauernd Antworten geben?
Könnte es sein
dass wir die Stille nicht mehr aushalten
und deshalb so laut geworden sind?
Könnte es sein
dass wir uns selbst nicht mehr aushalten
und uns deshalb so nach außen orientieren?
Könnte es sein
dass wir vor lauter Unterwegs-Sein
das Ziel aus den Augen verloren haben?
Könnte es sein ... ?
Vielleicht ist jetzt etwas anderes angesagt
vielleicht müssen wir den Teufelskreis
von Machbarkeit, von Leistung und Tun
durchbrechen
um das zu finden was wir wirklich suchen
damit unser Herz ruhig wird
unsere Sehnsucht sich stillt?
Vielleicht ist jetzt
innehalten angesagt
Tempo herausnehmen
Entschleunigen
sich neu orientieren
den Weg neu bestimmen.
Vielleicht ist es angesagt
Abschied zu nehmen
vom Glauben an die Machbarkeit
vom Überzeugt-Sein
„alles hängt allein an mir“
vom Glauben an die Götzen
Macht, Besitz, Leistung.
Vielleicht ist lassen angesagt
sich lösen
von vordergründig Wichtigem
sich lösen
von Erwartungen, Bildern, Ideen
um neu hinzuschauen
hinzuhören
sich hinzugeben in den Strom
der Lebendigkeit
in die Liebe Gottes
um neu zu sein
und neu zu werden.
Ja, Gott schenkt uns Atem, schenkt uns Sinn und Sinne, Leib und Seele, zum Leben und zum Leben-Gestalten. Es tut gut, dass immer wieder neu zu spüren. Wir wünschen Ihnen noch eine gute Sommerzeit und vielleicht finden sie in ihrem Alltag solche Zeiten zum Entschleunigen.
Dies wünscht ihnen im Namen des Seelsorgeteams
Ihre Ulla Lappe, Pastoralreferentin