Ludger Hinse predigte in den Eucharistiefeiern in Horstmar und Leer und Postkarten der Kreuze

 

Ludger Hinse predigte in den Eucharistiefeiern in Horstmar und Leer und Postkarten der Kreuze

Am vergangenen Sonntag, dem 2. Fastensonntag, predigte in den beiden Eucharistiefeiern der Künstler Ludger Hinse zu zwei seiner entworfenen Lichtkreuzen: der Goldenen Himmelsleiter und dem Lichtkreuz. Es sind zwei Lichtkreuze, die noch bis Ostern in der Lichtkreuzausstellung  Lich T raum  zu erleben sind.

Ludger Hinse hat uns dankenswerterweise seine beiden Predigten zur Verfügung gestellt, damit diese von allen Interessierten nochmals nachgelesen werden können.

Außerdem haben wir von den vier Lichtkreuzen in unseren Kirchen und Kapellen (dem Lichtkreuz in der St. Gertrudis-Kirche, der Goldenen Himmelsleiter in der St. Cosmas- und St. Damian-Kirche, dem Splitter- und Sternenkreuz in der Antoniuskapelle und dem Tablettenkreuze in der Kapelle des St. Gertrudis-Hauses) Fotos gemacht und Postkarten drucken lassen. Diese Postkarten werden an allen vier Orten gegen Spende ausliegen. Ebenfalls sind die Postkarten im Pfarrbüro erhältlich.

 

Die goldene Himmelsleiter

Auf der Jakobsleiter

Die Welt in der ich lebe ist verschlossen

Das Licht geht aus

Die Nacht geht voran

Wo soll ich meine Farben suchen

Die Tränen wo soll ich sie vergießen

Die letzte Freude mein letzter Blick

Geht ins Land meiner Brüder

Ich steige auf ich steige hinab zu ihnen

Wie Jakob habe ich gelegen, tief geschlafen

und während meines Schlafs den Traum geträumt:

ein Engel hebt und hebt empor mich auf der Leiter

und Seelen, längst verloschen, singen um mich her ...

viel süsser noch als Mozart und Bach.

 

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

es geht um das Licht.

Wenn es stimmt, dass Kultur aus der Erkenntnis entstand und entsteht,

dass der Mensch jene Phänomene in Bilder, Sprache und Klang zu fassen versucht, die ihm unerklärlich und jenseitig erscheinen, dann erklärt sich die immer währende Begegnung von Kunst und Glaube.

Ich frage: Warum wird man leiser, wenn man ein Museum oder eine Ausstellung betritt? Wohl aus dem gleichen Grund, warum man beim Eintritt in eine Kirche ins Flüstern verfällt. Weil man diese besondere Aufladung des Raumes spürt.

Kunst richtet nicht ein und schmückt nicht aus, sondern lädt ein, in einen neuen Erfahrungsraum.

Einen Erfahrungsraum, der sich jenseits überkommener Wahrheit und fest gefügter Begriffe öffnen kann.

Der Glaube hat Inhalte, die jenseits des Erklärbaren liegen, Kunst kann dieses Geheimnis erspürbar machen. Es geht dabei auch um die Berührung der Seele, die Erweckung neuer Kraft.

Der Künstler ist in dem Sinne religiös, in dem er im Endlichen das Unendliche sucht.

Es geht um die Sichtbarkeit des Unsichtbaren; was gezeigt werden kann, muss nicht gesagt werden.

Das neue große Lichtkreuz, die Himmelsleiter, habe ich geschaffen aus den Erfahrungen der Menschen mit dem Lichtkreuz 1 - das Lichtkreuz, das in der St. Gertrudis-Kirche in Horstmar

hängt. Immer wieder war es für viele Menschen ein Himmelszeichen, ein Zeichen des

anderen Lebens.

Für mich ist es die Aufforderung nachzudenken über Jakobs Traum:

„Und Jakob geriet an jenen Ort, wo er übernachtete, denn die Sonne war untergegangen. Er nahm einen von den Steinen, legte ihn unter seinen Kopf und schlief ein. Da träumte ihm:

Da, eine Leiter, die auf der Erde steht und bis zum Himmel reicht.

Und da, auf ihr steigen Engel Gottes auf und nieder.

Und da steht Jahwe über ihm und spricht: Ich bin Jahwe, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Segnen werden sich mit dir alle Geschlechter auf Erden. Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst. Ich verlasse dich nicht.
Jakob erwachte aus seinem Schlaf und sagte: Wirklich, Jahwe ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht. Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels.

Jakob stand früh am Morgen auf, nahm den Stein,

den er unter seinen Kopf gelegt hatte, stellte ihn als

Steinmal auf und goss Öl darauf. Dann gab er dem

Ort den Namen Bet-El (Haus der Gottheit)“. (1 Mose 28, 10 - 19)

Die Himmelsleiter, die hier in St. Cosmas und St. Damian hängt, verbindet alles miteinander.

In der Mitte die gespiegelte Treppen, das Auf- und Niedersteigen, Himmel und Erde.

Der Geist ist die Verbindung beider Teile.

Im Alten Testament ( Genesis 28,11-17) sieht Jakob im Traum, während seiner Flucht vor Esau, Engel die auf- und niedersteigen und oben Gott selbst. Nach seinem Erwachen nennt

Jakob den Platz an dem er geschlafen und geträumt hat Bet-El (Haus Gottes).

 

Was sehen wir hier? Wer sich unter die Himmelsleiter, unter das Kreuz stellt, sieht sich selbst

aufsteigen. Das Johannesevangelium bezieht die Jakobsleiter auf die Christusoffenbarung

mit dem Höhepunkt am Kreuz: „Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.“ (Joh 1,51)

Die Kirchenväter deuten das Kreuz als die Leiter zum Himmel oder zum Paradies (scala

paradisi). In der Kunst als Goldkreuz dargestellt, verband es sich mit dem unvergänglichen Licht und wurde als Mosaik gebildet, am schönsten im dunkelblauen, mit Sternen übersäten Gewölbe des Grabbaus der Kaiserin Galla Placidia in Ravenna.

In der Kunst ist das Motiv der Himmelsleiter in vielen Werken zu finden von G.B.Tiepolos Deckengemälden, über Rembrandt und William Blake, bis zu den berühmten Kirchenfenstern von Marc Chagall im Frauenmünster in Zürich und Anselm Kiefer, der sich in mehreren Bildern mit der Jakobsleiter beschäftigt.

In meiner Darstellung der Verbindung von Kreuz und Himmelsleiter versuche ich das spirituelle Verständnis der Kirchenväteraufzugreifen.

„Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in Finsternis, sondern wird das Licht des  ewigen Lebens haben.“

Meine Kreuze des Lichts sind keine Kreuze, die niederdrücken, sondern sie sind der Versuch, das himmlische Licht einzufangen.

Das Lichtkreuz stellt uns vor Augen, dass der Tod für Gott keine Macht ist, die das Leben vernichten kann.

Meine Kreuze sind nicht Sinnbilder für die Macht des Todes und des Verderbens, sondern Symbole für das ewige Leben. Am Kreuz von Golgatha haben Liebe, Licht und Leben gesiegt. Unsere Bestimmung, die Bestimmung der Menschen, ist es an Gottes Liebe teilzuhaben und in ihr zu leben. Das ist das Wesentliche.

Wir brauchen den Glauben an das Unglaubliche, damit Veränderung noch möglich ist und dazu kann die Kunst einen Beitrag leisten.

Das Kreuz ist immer wieder neu zu bedenken.

Symbole können auch leer werden, wenn sie nicht mehr überdacht werden.

Ja, ich persönlich glaube an ein Leben nach dem Tod, voller Licht und Farbigkeit. Die Kreuze des Lichtes sollen Schlüssel sein für die Türen zur himmlischen Herrlichkeit und in die Welt des Geistes.

Träume den Weg in dieses andere Sein! Dazu sind meine Lichtkreuze Hoffnungszeichen.

Unser Glaube muss sich kraftvoll und lichtvoll darstellen, dann erlebt er auch wieder seine

ungeheure Anziehungskraft.

In der Klarheit des Lichtes werden wir Gotteskinder heißen.

Entdecke das Plus des Kreuzes als Zeichen des Heils, der Erlösung und des Überganges.

„Wir predigen den gekreuzigten Christus als Gottes

Kraft und Gottes Weisheit, uns von Gott gemacht zur

Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und

zur Erlösung“. (Erster Brief des Paulus an die Korinther)

Der Apostel Paulus sagt im zweiten Brief an die Korinther „Ihr tragt das Licht Christi in euch.“

Bei meinen Lichtkreuzen geht es nicht darum, Gott sichtbar zu machen, dass ist unmöglich, aber die Zeichen des Lichtes können uns berühren, damit wir das göttliche Licht, was in jedem von uns wohnt zum Leuchten bringen. Das will ich erreichen, dieses Lichtgefühl in uns selbst.

Die Lichtkreuze zeigen uns etwas, was über den Tod hinausgeht. Eine Lichtspur von der kommenden Welt. Es kann uns die Angst vor dem Ende nehmen und zeigt uns, dass hinter der Dunkelheit ein Licht liegt.

Das Leben nach dem Tod ist für mich ein Weiterleben außerhalb von Zeit und Raum. Es ist unvorstellbar anders.

Ich frage: Hat sich das Christentum im Laufe der Jahrhunderte zu viel als sündenempfindliche und zu wenig als leidensempfindliche Religion verstanden? Die Frage sei gestellt.

Der Auftrag der Kirche ist nicht in erster Linie die Verkündigung von Geboten, vor allem nicht was Sexualität betrifft, sondern des Evangeliums. Es besagt, dass Gott die Menschen liebt. Die Liebe macht die Menschen frei.

Das Primat der rettenden Gerechtigkeit steht für die unschuldig leidenden Opfer.

Heute brauchen wir mehr selbstbewusste und selbstlose Christen, die wissen warum sie glauben, die den Unterschied kennen zwischen Gottes Reich und der realen Kirche.

Adressat unseres Glaubens ist allein der liebende, der lebendige Gott.

An ihn glaube ich, dank und trotz der realen Kirche.

Höchste Höhe und tiefste Tiefe, sie im Licht unseres Glaubens zusammen zu bringen, das

macht den beziehungsfähigen, selbstbewussten Christen aus.

Die Schönheit des Glaubens muss in den Mittelpunkt gestellt werden. Schuld und Sühne dürfen nicht als Machtinstrument missbraucht werden. Es kommt darauf an, Menschen vom Kreuz zu holen und nicht ans Kreuz zu schlagen.

Leer, 25.Februar2024

Ludger Hinse

 

LICHT raum Horstmar

Das himmlische Jerusalem aus der Offenbarung des Johannes:

Sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore

und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben,

nämlich die Namen der zwölf Stämme der

Israeliten: von Osten drei Tore, von Norden drei Tore, von

Süden drei Tore, von Westen drei Tore. Und die Mauer der

Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf

Namen der zwölf Apostel des Lammes. Und der mit mir

redete, hatte einen Meßstab, ein goldenes Rohr, um die

Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer. Und die

Stadt ist viereckig angelegt, und ihre Länge ist so groß wie

die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend

Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt

sind gleich. Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig

Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte. Und

ihr Mauerwerk war aus Jaspis und die Stadt aus reinem

Gold, gleich reinem Glas. Und die Grundsteine der Mauer

um die Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelsteinen. Der

erste Grundstein war ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der

dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein

Sardonyx, der sechste ein Sarder, der siebente ein

Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der

zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein

Amethyst. Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, ein jedes

Tor war aus einer einzigen Perle, und der Marktplatz der

Stadt war aus reinem Gold wie durchscheinendes Glas.

 

 

 

Es ist nicht die Beschreibung von Horstmar, sondern die Beschreibung des Sehnsuchtsortes der Christen.

In schwieriger Zeit Wege finden. Im Angesicht von Krieg, Terror und Hass.

Wo bist Du- Licht der Welt?

Wir wollen beten um das Licht, das in der Finsternis der Welt und in die Finsternis unserer Herzen scheint.

Lass Dein Licht leuchten allen Gefangenen in der Welt den unpolitischen und den politischen, die ermordet und gefoltert werden in Kiew, Odessa, Donezk und an vielen anderen Orten der Welt. Lass sie wissen, dass Dein Licht noch immer scheint; lass sie wissen, dass wir sie nicht vergessen in deinem Licht. Lass Dein Licht leuchten allen Hoffnungslosen in der Welt, den wissend und den ahnungslos Hoffnungslosen; sende dein Licht zu denen die immer noch

mehr Waffen brauchen um ruhig zu schlafen, lass uns dein gewaltloses Licht sehen lernen im Umgang miteinander und im Leben mit anderen Völkern, denen wir Weizen und Wissen

schulden; lass sie wissen, dass dein Licht auch hier im Land von Nacht und Nebel immer noch da ist, dass sie willkommen sind in ihrer Angst, ihrem Schrecken und ihrer Sehnsucht in deinem Licht. Seid willkommen, Ihr Geflüchteten der Welt.

Lass Dein licht leuchten allen Einsamen in der Welt, allen Alleingelassenen und Hinterbliebenen, allen jungen Menschen, die nicht beheimatet sind und allen verlassenen Frauen und Männern: lass uns nicht an ihnen vorbei sehen, sondern dein Licht des Trostes verbreiten. Lass die

Einsamen wissen, dass keiner alleine ist nicht im Schmerz, nicht in der Depression, nicht in der Niederlage, lass uns alle dein Licht sehen, damit wir selber Licht werden. Mach uns stark in deinem Licht. -

Wir tragen den Himmel, auf den wir zugehen, schon in uns.

So ist der ganze Weg zum Himmel schon Himmel. Auch wenn der Himmel deines Bewusstseins oft verhangen ist oder dunkle Wolken ein Ungewitter ankündigen, so darfst du doch gewiss sein: Der Himmel in dir kann sich nicht verdunkeln. Dort, wo Gott in Dir wohnt, dort ist der Himmel.

Dort weitet sich dein Herz. Ich atme Dein Licht. Wir sind das Licht der Welt. Wir sind auf dem Weg des Lichtes.

Wenn es stimmt, dass Kultur aus der Erkenntnis entstand und entsteht, dass der Mensch jene Phänomene in Bilder, Sprache und Klang zu fassen versucht, die ihm unerklärlich und jenseitig erscheinen, dann erklärt sich die immer währende Begegnung von Kunst und Glaube.

Der Glaube hat Inhalte, die jenseits des Erklärbaren liegen. Und Kunst kann dieses Geheimnis erspürbar machen.

Es geht dabei auch um die Berührung der Seele, die Erweckung neuer Kraft.

Der Künstler ist in dem Sinne religiös in dem er im Endlichen das Unendliche sucht. Es geht um die Sichtbarkeit des Unsichtbaren. Was gezeigt werden kann, muss nicht gesagt werden.

Beim Evangelisten Lukas heißt es: „Er stieg mit ihnen hinauf, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß.“ (Lk 9,28–36).

Auf dem Gipfel eines Berges wird Jesus vor den drei Jüngern von überirdischem Licht („Taborlicht“) überstrahlt („verklärt“). Im Markusevangelium steht darüber: „Seine Kleider wurden strahlend weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.“(Mk 9,2–9).

Der Evangelist Matthäus schreibt:

„Sein Antlitz strahlte wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.“ (Mt 17,1–8).

„Glaube, Religion und Schöpfung sind in einem universellen Zusammenhang Sinnbilder des Lebens und der Kunst. Das Schöpferische ist der göttliche Anteil im Menschen.“ so Joseph Beuys oder Franz Maserell, der meine Arbeiten und den „anarchistischen Katholiken“ mit seiner Aussage begleitete: „Wir Künstler haben nicht das Recht zu schweigen, noch indifferent zu sein gegenüber dem, was rings um uns geschieht. Die Künstler gehorchen eher Gott als den Menschen, wenn es um ihre Kunst geht. Wir können nicht schweigen vor dem Krieg.“

Der Mystiker Josua Bösch hat gesagt: „Die Welt wird durch transparente Schönheit erlöst“, durch die durchscheinende Schönheit des Unendlichem in Endlichen.

Kunst und Glaube sind für mich Suchende nach dem Unendlichen.

Kunst wird aber auch aus anderen Gründen als gefährlich empfunden, weil das Gesehene sich tiefer in den Menschen einnistet als das Gehörte. Das ist gerade das Problem, das ich mit manchem Pfarrer hatte und habe (aber nicht mit den beiden hiesigen!).

„Optische Eindrücke werden so leicht nicht vergessen, lassen auch mehr Empfindungen zu als das Wort.“ (Jürgen Lenssen), denn die Augen glauben mit. „Kunst gibt nicht das Sichtbare
wieder, sondern macht sichtbar.“ (Paul Klee)

In der Romanik gab es diese wundersamen Bilder vom Höllenhund, vom Höllenschlund, wie die Bösen dort hinein gezogen wurden. Die Kriegstreiber, die Menschenverächter, die Kriegsverbrecher. Für mich ist heute, in unserer Zeit das Bild des Bösen, des Teufels vor allem in den vielen Formen des Fanatismus zu finden. Es ist die Saat von Hass, Zwietracht und Gewalt. Umberto Ecco lässt in seinem Buch „Der Name der Rose“ seine Hauptfigur, den Mönch William von Baskerville, sagen: „ Der Teufel ist nicht der Fürst der Materie, der Teufel ist die Anmaßung des Geistes, der Glaube ohne ein Lächeln, die Wahrheit die keinen Zweifel kennt.“ Der Teufel zeigt sich da wo der Mensch sich selbst zum Maß aller Dinge macht, und im Besitz der absoluten Lehre ist. Dort wo keine Fragen und keine Zweifel mehr zugelassen werden, wo Ideologie über Vernunft siegt und wo Selbstreflexion und auch Demut, in Form des Humors, nicht mehr möglich ist, da sind Menschen in Gefahr, buchstäblich zu dämonisieren.

Wo Menschen sich über andere stellen, wo der Nationalwahn alles Denken ausschließt, wo im Namen des angeblich „Guten“ Krieg geführt wird gegen die „bösen“ Mächte, da blüht Hass und Tod. Wo Menschen nur noch sich selbst und ihre eigenen Interessen sehen „und sie auf Deubel komm raus“ durchsetzen, da ist die Gefahr am Größten. Wer über sich selbst lachen kann, dessen Blick bleibt klar und ist nicht diabolisch verzerrt.

Wer sich der Liebe, der Liebe Gottes verschließt, landet im Dunkeln. Wer das Licht meidet, lebt im Schatten.

Gott ist Liebe, Gott ist Licht. Das ist die einfache Gleichung!

Wir Christen müssen uns nicht im Schatten des Kreuzes auflösen, sondern wir werden aufsteigen in sein Licht. Die Zeichen des Lichtes sollen Schlüssel sein für die Türen zur himmlischen Herrlichkeit und in die Welt des Geistes. Mögen meine Arbeiten dazu beitragen, das Visionen uns ermutigen, von dem Traum einer neuen Wirklichkeit. Uns befreit von Erstarrung, Resignation, Zynismus, Geiz und Neid und uns alle Sinne öffnet für eine neue Geschwisterlichkeit von Kunst und Glaube, von Hoffnung und Liebe und vom Licht eines anderen befreiten Lebens.

Die Lichtkreuze sind schön. Das Lichtkreuz soll den Weg zu Gott leichter machen, wie eine Himmelsleiter. So habe ich an vielen Orten erlebt, das auch der moderne Mensch eine Ahnung davon spürt, wie es sein könnte, Auferstehung zu erleben, durchlässig zu sein für das göttliche Licht, das alles Dunkle verwandelt, alles Starre lebendig macht und viele Menschen in Bewegung bringt.

Es stößt an, alte Bilder von Gott, festgefahrenen Glauben neu zu erleben, zu bedenken.

Es ermöglicht Veränderung, eine neue Sicht auch im Glauben. Rein sinnlich wird das Symbol unseres Glaubens gewandelt von etwas, das durchkreuzt, im Wege steht, zu etwas, das alles aufnimmt und durchlässig macht und gerade so alles verwandelt.

Die Lichtkreuze zeigen uns etwas, was über den Tod hinausgeht. Eine Lichtspur von der kommenden Welt und auf diese Spuren müssen wir uns einlassen. Es nimmt uns die Angst vor dem Ende und zeigt uns, dass hinter der Dunkelheit ein Licht liegt.

Aus der Tiefe des Chaos rufen wir zu dir, du Gott des Friedens. Aus der Tiefe des Leidens rufen wir zu dir, du Gott der Barmherzigkeit. Aus der Tiefe der Angst rufen wir zu dir, du Gott der Liebe. Guter Gott, höre unsere Stimme, die um Frieden für unsere verwirrte Welt bittet. Erleuchte unseren Verstand, dass wir lernen, auf deine Weise Frieden zu schaffen, damit die getröstet werden, die um der Gerechtigkeit willen leiden. Sende deinen Heiligen Geist, damit er uns auf den Weg des Friedens führe, den du bereits begonnen hast.
Öffne unsere Augen für die Zeichen deiner Gegenwart in unserer erschöpften Welt.
Lehre uns, in Harmonie mit dir, unseren Mitmenschen und der Natur zu leben. Wir sehnen uns so sehr nach einer friedlichen Welt: in der Menschen in Würde alt werden können, in der Eltern ihre Kinder in Liebe aufwachsen sehen, in der die Jugend von ihrer Zukunft träumen kann, in der Kinder eine glückliche Kindheit erleben können.
Guter Gott, stärke unseren Glauben an die Möglichkeit, Frieden zu schaffen trotz aller Gewalt, die wir sehen. Hilf unserem Bemühen um eine bessere Welt, in der alle willkommen sind, in der alle sich zum Festmahl versammeln, in der alle in Freiheit verkünden können, dass Jesus der Erlöser, der Friedensbringer, der Fürst des Lichtes ist.

Horstmar, 25.Februar 2024

Ludger Hinse